Wird »Frieden« als Transformationsprozess zu einer Gesellschaft verstanden, in der die universellen Menschenrechte gewahrt sind (wie dies in der UN-Definition einer »Kultur des Friedens« angelegt ist), dann wird deutlich: Frieden beweist sich (wie jeder soziale Sachverhalt) im unmittelbaren Erleben der Menschen – und dieses findet in den Städten und Gemeinden statt. Frieden ist daher ein kommunales Thema.
Dieser These steht die Erfahrung vieler Menschen entgegen, die sich unter der Überschrift Frieden engagieren: Nicht selten treffen sie auf die Überzeugung, dass Frieden kein geeignetes Handlungsfeld auf kommunaler Ebene sein könne. Das Thema, so wird argumentiert, sei in mehrfacher Hinsicht abseitig – geografisch, geschichtlich, anderer Zuständigkeiten halber oder angesichts der beschränkten kommunalen Möglichkeiten. Solche, durchaus rationale, Einschätzungen können zur Folge haben, dass Frieden nicht als lokalpolitisches Thema erkannt oder zugelassen wird; sie können lokalen Akteuren die notwendige politische und administrative Unterstützung entziehen.
Dieses Spannungsverhältnis soll im Mittelpunkt des Workshops stehen. Es soll gefragt werden, welche Erfahrungen Bürger, Organisationen und Verwaltungen in der Auseinandersetzung mit dem Thema Frieden auf kommunaler Ebene gewonnen haben. Welche Wirkungsmöglichkeiten eröffnet eine Auseinandersetzung mit Frieden in Städten und Gemeinden? Wie weit reicht kommunales Friedensengagement? Was begrenzt seine Möglichkeiten? Wo sind sie längst noch nicht erschlossen? Dabei sollen die verschiedenen globalen Interessen analysiert und diskutiert werden. Ein besonderes Augenmerk wird sowohl auf lokale, regionale und nationale als auch auf europäische Verantwortlichkeiten und Handlungsmöglichkeiten gerichtet.
Das Kolloquium findet unmittelbar vor dem symbolbeladenen Erinnerungsdatum 13. Februar statt, an dem mit neuerlich enormen politischen, medialen und emotionalen Aufwand an die Luftangriffe auf Dresden im Zweiten Weltkrieg erinnert werden wird. Zu den bewahrenswerten Traditionen in siebzig Jahren konfliktreichen Erinnerns an das Jahr 1945 in Dresden gehört das Bekenntnis zum Frieden. Es hat Generationen geprägt und Einzelne zu mutigem Eintreten für Gewaltlosigkeit und Menschenrechte motiviert. Immer wieder ist es jedoch auch politisch instrumentalisiert worden.
Auch vor diesem Hintergrund soll gefragt werden: Was können wir tun, um Frieden als Weg zu einer menschlichen Gesellschaft zu fördern? Und: Welche Rolle spielt gemeinsames Erinnern im Engagement für eine Kultur des Friedens? Verantwortungsvolles Erinnern, auch am 13. Februar, setzt Klarheit über die damit verbundenen Ziele voraus. Das Kolloquium gibt Gelegenheit, die Erfahrungen anderer Städte in Europa kennenzulernen – auch solcher, die sich in ihrem Engagement für Frieden und Menschenrechte auf symbolhaftes Erinnern berufen.
Ort und Zeit
11. und 12. Februar 2015
Evangelische Hochschule Dresden, Dürerstraße 25, 01307 Dresden
Veranstalter
IG 13. Februar 1945, Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Stadt Radebeul, Evangelische Hochschule Dresden
Förderer
Die Veranstaltung wird gefördert von der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, der Stadt Radebeul, der Evangelischen Hochschule Dresden, der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen und der IG 13. Februar 1945.
Anmeldung
Bitte melden Sie Ihre Teilnahme per E-Mail an Sabine Kirst, Sächsische Landeszentrale für politische
Bildung.
Programm
Moderation: Sabine Kirst und Matthias Neutzner
Mittwoch, 11. Februar 2015
ab 9 Uhr | Einlass
9:30 Uhr
Begrüßung durch die Veranstalter
Prof. Holger Brandes, Rektor der Evangelischen Hochschule Dresden | Frank Richter, Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung | Bert Wendsche, Oberbürgermeister der Stadt Radebeul | Matthias Neutzner, IG 13. Februar 1945
10 Uhr
Key Note 1: Chancen und Probleme im bürgerschaftlichen Engagement für Frieden
Christine Hoffmann, Generalsekretärin Pax Christi Deutschland (DE)
Key Note 2: Politische Bildung : Frieden schaffen
Prof. Uwe Hirschfeld, Evangelische Hochschule Dresden (DE)
Key Note 3: Frieden als Kulturaufgabe
Arrate Velasco, Donostia / San Sebastian European Capital of Culture 2016 Foundation (ES)
12 Uhr | Mittagspause (Mensa EHS)
Teil I: Dem Frieden eine Heimat geben: Bürgerschaftliche Erfahrungen
13 Uhr | Beiträge von …
Manel Vila, Fundació Districte 11 / City to City, Barcelona (ES)
Masao Fukumoto, Hiroshima-Platz Potsdam e.V (DE)
N.N., Ökumenisches Informationszentrum Dresden (DE | angefragt)
Kaffepause
Ingrid Clausnitzer, radebeuler couragepreis e.v. (DE)
Pam Schweitzer, European Reminiscence Network (UK)
Gerald Richter, Aktion © / AG Chemnitzer Friedenstag (DE)
N.N., Dresden für alle (DE | angefragt)
Matthias Neutzner, IG 13. Februar 1945 (DE)
17 Uhr | Ende
Mittwoch, 11. Februar 2015
Öffentliche Abendveranstaltung Radebeul
Kultur-Bahnhof Radebeul, Sidonienstraße 1c, 01445 Radebeul
18 Uhr | Pressegespräch (Referenten und Veranstalter)
19 Uhr
Begegnung mit Bürgerinnen und Bürgern in Radebeul
Impulse | künstlerische Intervention | Begegnung und Gespräche in informeller Atmosphäre
Impulse: Bert Wendsche, Oberbürgermeister der Stadt Radebeul (DE) | Goiztidi Diaz, Stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Durango (ES) | Manel Vila, Fundació Districte 11 / City to City, Barcelona (ES) | Christine Hoffmann, Generalsekretärin Pax Christi Deutschland (DE)
Donnerstag, 12. Februar 2015
Teil II: Frieden als Verpflichtung und Aufgabe: Erfahrungen aus Lokalpolitik und Verwaltung
ab 9 Uhr | Einlass
9:30 Uhr | Beiträge von …
Goiztidi Diaz, Stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Durango (ES)
Christine Grewe, Büro für Friedenskultur der Stadt Osnabrück (DE)
Maria Begoña Landa Torre, Stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Gernika / Andreas Schäfter, Friedensforschungszentrum Gernika Gogoratuz (ES)
12 Uhr | Mittagspause (Mensa EHS)
Parallel: Pressegespräche
13:15 Uhr | Beiträge von …
Thomas Hermann, Bürgermeister der Landeshauptstadt Hannover / Mayors for Peace (DE)
Pawel Okrasa, Bürgermeister Wielun, International Association of Peace Messenger Cities (PL)
Kaffeepause
Albert Camps i Giró, Stellvertretender Bürgermeister der Stadt Granollers / Mayors for Peace (ES)
Prof. Andrew Rigby, Centre for Trust, Peace and Social Relations, University of Coventry (UK)
17 Uhr | Ende der Veranstaltung
Donnerstag, 12. Februar 2015
Öffentliche Abendveranstaltung Dresden
19:30 Uhr, Gemeindehaus der der Kreuzkirche, Mauersberger-Saal
Der Friede der Städte. Was können wir tun?
Impulse | Begegnung und Gespräche in informeller Atmosphäre
Impulse: Maria Begoña Landa Torre, Stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Gernika | Pawel Okrasa, Bürgermeister der Stadt Wielun (Polen) | Thomas Hermann, Bürgermeister der Landeshauptstadt Hannover / Mayors for Peace | Manel Vila, Fundació Districte 11 Barcelona (Spanien)
Veranstalter: Kreuzkirchgemeinde, Ökumenisches Informationszentrum Dresden, Pax Christi Dresden, IG 13. Februar 1945