Frieden

Unser Verständnis

Frieden als Horizont unserer Arbeit verstehen wir als Prozess. Im Sinne der UN-Definition der Kultur des Friedens schließt dies sowohl den Verzicht auf die Androhung und Ausübung von Gewalt in allen gesellschaftlichen Bereichen als auch die umfassende und nachhaltige Wahrung von Menschenrechten ein.


Ein Schlüsseldokument für unsere Arbeit

Am Abend des 13. Februar 2003 versammelten sich Überlebende der Bombardierung von Gernika (1937) und Dresden (1945) in der Unterkirche der Dresdner Frauenkirche. Vor den Fernsehkameras protestierten sie gemeinsam gegen einen drohenden neuerlichen Krieg im Irak. Am Nachmittag hatten mehrere Tausend Dresdnerinnen und Dresdner mit einer Demonstration in den Straßen der Stadt das Erinnern an die Luftangriffe 1945 mit dem Protest gegen diesen neuen Krieg verbunden.

Der Krieg konnte nicht verhindert werden. Hunderttausende irakische Zivilisten starben. Die gesamte Region ist destabilisiert, Millionen Menschen sind auf der Flucht, täglich sind weitere Opfer zu beklagen. Der weltweite zivile Widerstand gegen den Krieg von 2003 war dennoch wichtig, entzog er doch den politisch Verantwortlichen nachhaltig die moralische Legitimation für den Einsatz militärischer Gewalt.

Das gemeinsame Auftreten der Überlebenden aus Gernika und Dresden wurde weithin wahrgenommen. Es ist für uns ein Beispiel dafür, wie die Betroffenen von Krieg und Gewalt ihre moralische Autorität im Engagement für Frieden und Menschenrechte einsetzen können. Es zeigt die Notwendigkeit und die Chancen der internationalen Vernetzung, mit der sie ihre Isolation überwinden, einander solidarisch stärken und aus ihrer Leiderfahrung gemeinsames Engagement entwickeln können. Vor diesem Hintergrund ist der Text von 2003 zu einem Schlüsseldokument für unsere Arbeit geworden.

Aufruf der Überlebenden der Bombardierung von Gernika und Dresden

Dresden / Gernika, 13. Februar 2003

Vor 58 Jahren, am 13. Februar 1945, wurde Dresden durch Luftangriffe zerstört. Acht Jahre vorher, am 26. April 1937, warfen deutsche Flugzeuge Bomben auf Gernika. Das Schicksal beider Städte ist zum Symbol für militärische Gewalt gegen die Zivilbevölkerung geworden.

Angesichts der aktuellen Fernsehbilder von Bombenflugzeugen, die sich auf einen Krieg gegen den Irak vorbereiten, erinnern wir Überlebenden aus Gernika und Dresden uns an das hilflose Entsetzen, mit dem wir dem Bombeninferno ausgeliefert waren: Getötete Menschen. Erstickt. Erschlagen. Verbrannt. Mütter, die versuchten, mit ihrem Körper ihre Kinder zu schützen. Alte, deren Kraft nicht mehr reichte, der Vernichtung zu entkommen. In unserer Erinnerung sind diese Bilder lebendig. Unsere Berichte halten fest, was wir erlebten.

Nach den Kriegen des 20. Jahrhunderts waren Überlebende vieler Völker wie wir für Jahrzehnte gezeichnet von den Schrecken, den Verlusten, den Verletzungen, die sie erlitten hatten. Wir erleben heute, wie auch dieses Jahrhundert mit furchtbaren Zeichen beginnt: Stellvertretend für alle Opfer weltweit wenden wir uns mit Mitgefühl und Solidarität den Betroffenen des Terrors vom 11. September in den USA und des Krieges in Afghanistan zu. Soll alles das nun im Irak wieder über Menschen hereinbrechen? Sollen wieder Tausende im Bombenhagel sterben, Städte und Dörfer zerstört werden, Kulturschätze verloren gehen?

Wir wissen was Krieg wirklich bedeutet – jenseits der Fernsehbilder. Und wir wissen uns eins mit der großen Mehrheit der Menschen der Welt, wenn wir diesen Krieg ablehnen.

Wir Überlebenden der Bombenangriffe senden einen Ruf in die Welt: Helft, neues Leid, neue Zerstörung und neuen Tod zu verhindern! Fordert eine friedliche Lösung im Irak! Seht den Kriegsvorbereitungen nicht tatenlos zu!

Erklärung der Überlebenden der Bombardierung Gernikas

Während seiner Beratung am 5. Februar hat der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen das Gemälde „Guernica“ von Picasso im UN-Gebäude verdecken lassen. Dieses Bild hängt dort, um die Schrecken von Gernika zu zeigen und den Sicherheitsrat im Namen der Menschheit an seine Verantwortung zu erinnern, die Wiederholung solchen Unheils zu verhindern. Decken Sie das Gemälde wieder auf und stoppen Sie diesen Krieg!