Am 26. April 1937 zerstörten Bomber der deutschen Legion Condor die baskische Stadt Gernika. Während der diesjährigen Gedenkveranstaltung an die Ereignisse vor 79 Jahren verlas unser Freund Luis Iriondo einen Aufruf der Überlebenden der Luftangriffe.
Seit vielen Jahren verbindet unsere Gruppe eine enge Partnerschaft mit den Überlebenden von Gernika. »Marchemos juntos en Paz« (Lasst uns gemeinsam für Frieden eintreten) haben sie eine Initiative benannt, die Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs aus Hiroshima, Nagasaki, Tsuchizaki und Dresden im gemeinsam Engagement für Frieden und Menschenrechte verbindet. Auf Bitte von Luis und unseren Freunden aus Gernika schließen wir uns ihrer Botschaft an:
Gemeinsam fordern wir von unseren Regierungen, alles dafür zu tun, dass Krieg und Gewalt im Nahen Osten beendet werden. Wir protestieren gegen weitere militärische Interventionen, die den Krieg nicht beenden, aber das Leid für die Zivilbevölkerung vergrößern. Wir fordern stattdessen entschiedene diplomatische Bemühungen und vorbehaltlose Hilfe für die Betroffenen – vor Ort genauso wie in der Solidarität mit geflüchteten Menschen in unserem Land.
Auf der Suche nach Frieden
Erklärung der Überlebenden von Gernika, 26. April 2016
Die letzte Bombe, die auf Gernika niedergegangen war, bedeutete für uns noch nicht den Frieden. Wir flohen vor dem Krieg nach Bilbao, aber auch dort fanden wir keinen Frieden. Untergekommen in einer Wohnung am Hang des Berges Artxanda, die man uns überlassen hatte, mussten wir wegen der Atelleriegeschosse und Kugeln, die während der Schlacht um diesen Berg über unsere Köpfe hinwegflogen, erneut flüchten. Ein Schiff, das ohne Beleuchtung navigierte, um nicht von feindlichen Kriegsschiffen bemerkt zu werden, brachte uns in jener Nacht nach Santander. Aber auch dort fanden wir keinen Frieden. Immer grösser wurde die Zahl der Flüchtenden. Es gab immer weniger zu essen, so dass der Hunger uns erneut zur Flucht zwang. Versteckt im Laderaum eines englischen Schiffes, das wegen der feindlichen Blockade ebenfalls unbeleuchtet fuhr, kamen wir schliesslich in einem anderen Land an. Dort wurden wir mit offenen Armen empfangen. Dort fanden wir endlich Frieden.
Auch heute gibt es wieder Menschen, unschuldige Opfer anderer Kriege, die aus ihren von Bomben zerstörten Häusern getrieben wurden, die ihr Leben retten wollen. Auch sie suchen Frieden. Aber Europa versperrt ihnen mit Mauern und Zäunen den Weg. Es sind keine Delinquenten sondern unschuldige Opfer wie wir es auch waren. Und sie können keinen Frieden finden. Wir machen Regeln, Gesetze und Verträge, um ihnen das Entkommen zu erschweren. Aber sie sind Menschen wie wir. Männer, Frauen und Kinder. Opfer, die einzig und allein Frieden suchen.
Von Gernika aus, das mit dem Titel »Friedensstadt« ausgezeichnet wurde, müssen wir die Flagge der Solidarität mit allen Flüchtlingen erheben, die an unsere Tür klopfen.