Am Eröffnungstag der Olympischen Winterspiele in Südkorea richteten Überlebende der Kriege des 20. Jahrhunderts aus Spanien, Japan und Deutschland gemeinsam einen Appell an die Präsidenten der USA, von Nord- und Südkorea. Sie fordern darin einen Verzicht auf eskalierende Gewaltdrohungen und ermutigen zum Dialog. Aus Anlass der Veröffentlichung dieses Aufrufs sprachen wir mit unserem Mitglied Nora Lang, die zu den Unterzeichnerinnen des Textes gehört.

Gernika 2013: Nora Lang mit Überlebenden des Atombombenabwurfes auf Nagasaki und französischen Jugendlichen
(Fotografie: M. Neutzner)
Gespräch mit Nora Lang
Nora, gemeinsam mit anderen Überlebenden des Zweiten Weltkrieges macht ihr euch seit Jahren stark für eine friedliche Welt, für ein »Nie wieder Krieg!« Du sagst, Du hast Ängste und Bedenken, wenn Du auf die USA, Korea, aber auch auf Deutschland schaust. Was sind das für Ängste?
Ich bin alt und habe keine Angst vor dem Tod, aber ich habe Angst, um alle unschuldigen Menschen, die in Kriege hineingezogen werden und ich habe Angst vor den Menschen, die Kriege provozieren, unterstützen und durchführen.
Was wünscht Du Dir von der deutschen Regierung? Was könnte sie anders machen, um das Ansinnen dieses Aufrufs zu unterstützen?
Von unserer Regierung erwarte ich, dass sie sich nicht in militärische Konflikte einmischt, dass sie Waffenlieferungen in andere Staaten unterbindet und ich erwarte, dass sie die Erfahrungen der Kriegsgeneration ernst nimmt.
Es war im Jahre 2003 als Dresdner Überlebende zusammen mit den Überlebenden von Gernika auf einer internationalen Pressekonferenz einen Appell an die Weltöffentlichkeit richteten, der gegen den bevorstehenden Irakkrieg gerichtet war. Das Resultat der Missachtung unserer Erfahrungen hatte und hat noch heute katastrophale Auswirkungen.
Brief der Initiative »Marchemos Juntos en Paz« an die Präsidenten der USA, Nord- und Südkoreas, 9. Februar 2018
Herr Präsident,
wir, die Überlebenden der Luftangriffe auf Gernika (Spanien 1937), auf Hiroshima, Nagasaki, Tsuchizaki/Akita (Japan 1945) und auf Dresden (Deutschland 1945) haben in unseren Städten das Leid durch den Krieg erlebt. Wir haben uns unter dem Namen »Lasst uns gemeinsam für Frieden eintreten« zusammengeschlossen, um gegen militärische Gewalt mit ihren katastrophalen Folgen und unzähligen unschuldigen Opfern einzutreten.
Zur Zeit werden wir durch die Medien Zeugen einer Auseinandersetzung zwischen Ländern, die im Besitz von Massenvernichtungswaffen sind, und die in einen Krieg münden kann, der furchtbare Konsequenzen hätte – für die Menschheit insgesamt, vor allem aber für die unmittelbar betroffenen Länder. Einem solchen Krieg würden unzählige Menschen zum Opfer fallen. Sie verdienen es nicht, wegen der falschen und sturen Haltung ihrer politischen Führer zu sterben.
Es gibt andere Wege, um die Probleme zwischen Nationen zu lösen. Einer davon ist Dialog – ohne gegenseitige Beschuldigungen und mit gutem Willen, die einander trennenden Differenzen zu überwinden. Wer in der Vergangenheit nicht so handelte, hat Millionen Menschen in Furcht und Trauer gestürzt und Millionen Familien unwiederbringliche Verluste zugefügt.
Die beginnenden Olympischen Winterspiele in Südkorea bieten die Chance für ein Zusammentreffen der beiden Koreas mit den Vereinigten Staaten von Amerika. Sie bieten die Chance für Vereinbarungen, um neuerliche Kriegsmanöver und weitere Auseinandersetzungen zu verhindern und den Weg zu einer friedlichen Zukunft für alle zu ebnen.
Kriege sollte man nicht gewinnen wollen, man sollte sie vermeiden.
Herr Präsident: Entscheiden Sie sich für den Frieden und Ihr Land wird es Ihnen danken. Auch wir, die wir den Horror der Kriege selbst erlebt haben, werden Ihnen dafür dankbar sein.