Luis Iriondo überlebte im April 1937, im spanischen Bürgerkrieg, die Luftangriffe der deutschen Legion Condor auf seine Heimatstadt Gernika. In dem mehrstündigen Bombardement wurde die Stadt nahezu vollständig zerstört, mehrere Hundert Menschen starben. Gernika gilt weltweit als Symbol für militärische Gewalt gegen Zivilisten. Als einer der Sprecher der Überlebenden von Gernika hat Luis Iriondo maßgeblichen Anteil daran, dass seine Stadt in den vergangenen Jahrzehnten auch zu einem Symbol aktiven Friedensengagements geworden ist. Die folgende Botschaft sandte er an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Bürgerbegegnung zum 13. Februar 2017. Sie wird überbracht von Andreas Schäfter, Vertreter des Friedensforschungszentrums Gernika Gogoratuz.
Für Dresden aus Gernika
Heute, am Gedenktag an die Bombardierung Eurer Stadt, stehe ich an Eurer Seite und sende Euch diese Botschaft.
Als wir uns zu einer Initiative zusammenschlossen, der wir den Namen »Gemeinsam für den Frieden eintreten« gaben, haben wir das getan, um zu verhindern, dass andere Menschen das Grauen des Krieges erleiden müssen, welches wir in unserer Kindheit zu ertragen hatten.
Heute sind viele andere Menschen – und wieder auch viele Kinder – gezwungen, ihre Häuser und ihre Heimat zu verlassen, um Schutz vor Krieg und Bomben zu suchen. Sie riskieren ihr Leben (und viele verlieren es auf den gefährlichen Fluchtwegen), um den Frieden zu suchen, den sie verloren haben. Doch sie stoßen auf Mauern und Zäune, die ihnen den Weg versperren.
Wir, die wir uns aufmachten, um für Frieden einzutreten, wir sollten uns zusammentun, damit diese Menschen, die gegen ihren Willen ihr Zuhause und ihre Lebensweise hinter sich lassen mussten, bei uns auf offenen Arme treffen, die sie aufnehmen – und nicht auf Ablehnung, Hass und verschlossene Türen.
Gegen diejenigen, die diese friedenssuchenden Brüder und Schwestern ablehnen, die Mauern und Zäune bauen, um ihnen den Weg zu versperren, müssen wir Brücken bauen – Brücken, die Wege öffnen und Menschen zusammenbringen, damit sich niemand als Fremder in dem Land fühlen muss, das ihn aufnimmt.
Aber, dies darf nicht allein die Aufgabe derjenigen sein, die das Grauen des Krieges am eigenen Leib verspürt haben: Alle müssen sich zusammentun. Wir Überlebenden haben diesen Weg begonnen, aber das Alter zehrt an unseren Kräften. Wir müssen Mittel finden und dafür sorgen, dass unsere Mission weitergeführt wird. Deshalb sollten wir unseren Rathäusern Vorschläge unterbreiten – und dies sehr nachdrücklich: In jeder einzelnen unserer Städte müssen Friedensaktivitäten beginnen, denn es sind die Städte, die die von uns Überlebenden begonnene und geplante Arbeit fortführen und weitertragen sollten. Solange wir es können, werden wir sie dazu motivieren und dabei unterstützen.
Noch sind wir in der Welt und in der Zeit. Wir sollten unsere Kräfte vereinen, um unserem Ziel näher zu kommen. Wie erwarten Euch in Gernika, um Euch fest in die Arme zu nehmen und um weiter über unser Anliegen zu beraten!