MEMORARE PACEM und die Landeshauptstadt Dresden laden zum Internationalen Dresden Dialog 2017 ein. Er vereint Repräsentanten aus mehr als 30 europäischen Städten mit Vertreterinnen und Vertreter aus bürgerschaftlichen Initiativen, Wissenschaft, Kultur und internationalen Organisationen. Gemeinsam diskutieren sie Aufgaben, Chancen und Herausforderungen städtischer Friedenskultur.
Die dreitägige Veranstaltung beginnt mit einer Arbeitstagung in drei jeweils halbtägigen Sessions, bestehend aus Podiumsgespräch, Praxisimpressionen und Round-Table-Diskussionen (1./2. Oktober 2017).
Der anschließende Bürgermeisterdialog führt die Themen der Arbeitstagung im Gespräch kommunaler Representanten weiter (2. Oktober 2017).
Der Internationale Dresden Dialog 2017 endet mit einer zusammenfassenden Podiumsdiskussion (3. Oktober 2017).
Ausführliche Informationen zu Inhalt, Programm und Teilnehmern:
Arbeitstagung zu städtischer Friedenskultur
Im Jahr 2017 steht städtische Kommunikation im Mittelpunkt des Internationalen Dresden Dialogs: Friedenskultur wird als Kommunikationsaufgabe in Nachbarschaft, Bildung, Kultur und Politik hinterfragt.
Städte sind Räume intensiver Kommunikation. Ihre Strukturen und ihre Identität entstehen im Austausch der Stadtbewohner untereinander und mit der Welt ringsum. Städtische Friedenskultur setzt gleichberechtigtes Stadtgespräch und demokratischen Meinungsstreit voraus.
Wie aber kann gewaltfreie Kommunikation in Städten gelingen – angesichts zunehmender sozialer Ungleichheiten, kultureller Fragmentierung, politischer Spannungen, globaler Herausforderungen und medialer Umbrüche? Wie können die Bewohner der Städte ihre Stimme in die demokratische Meinungsbildung und Mitbestimmung einbringen? Wie muss städtische Kommunikation gestaltet sein, um konflikthafte Zuspitzungen und Gewalt zu vermeiden? Wie kann kommunale Friedenskultur im Austausch miteinander gelernt werden? Wie entsteht produktive Kommunikation zwischen Bürgerinnen und Bürgern einerseits sowie kommunalen Institutionen und Lokalpolitik andererseits? Fragen wie diesen geht der Internationale Dresden Dialog 2017 nach.
Auftakt für einen Konsultationsprozess
Der Internationale Dresden Dialog 2017 knüpft an vorbereitende Workshops der vergangenen zwei Jahre in Dresden an. Er wird gleichzeitig Auftakt für einen längerfristigen Konsultationsprozess sein: Kommunale Friedenskultur soll nicht allein proklamiert, sondern in internationalem Austausch, kritischer Auseinandersetzung und grenzüberschreitender Zusammenarbeit praktisch werden.
Hintergrund: Friedenskultur in den Städten Europas
Friedenskultur wird dort erlebt oder vermisst, wo Menschen miteinander leben: Für die Hälfte der Weltbevölkerung sind dies Städte. In den Städten werden die globalen Chancen und Probleme der Menschheit konkret. Hier wird Frieden als Bemühen um Gewaltfreiheit und Gerechtigkeit erlebbar. Hier werden strukturelle Gewalt und soziale Ungleichheit sichtbar, wird nicht selten direkte Gewalt gegen Menschen ausgeübt. Städte sind ein Raum für die gesellschaftlichen Konflikte unserer Zeit. Sie sind zugleich aber auch die Orte, an denen Lösungen gefunden werden – als Orte der Begegnung und des Austauschs, der Kreativität und Innovation, der Kultur und Wertschöpfung, des Meinungsstreits und demokratischer Mitbestimmung.
Die Städte Europas sehen sich in der jüngsten Gegenwart mit konflikthaften Entwicklungen konfrontiert: Wirtschaftliche Ungleichheiten verstärken soziale Spannungen in den Stadtgesellschaften. Flucht und Migration lassen globale Probleme in europäischen Städten unübersehbar werden. Tradierte Identitäten sind in Frage gestellt. Gesellschaftliche Bindekräfte erodieren. Die repräsentative Demokratie wird kritisch hinterfragt. Digitale Medien verändern die gesellschaftliche Kommunikation. Nationalismen stellen europäische Integration und internationale Zusammenarbeit in Frage.
Die Komplexität und Dynamik dieser Konflikte vertieft gesellschaftliche Polarisierungen, verstärkt Spannungen in den Stadtgesellschaften und provoziert Gewalt.
Daraus resultiert eine grundlegende Aufgabe für Politik, Verwaltung und Bürgergesellschaft in den Städten: Gewaltfreie Antworten auf Konflikte sind zu finden. Städtische Identitäten müssen entwickelt, städtische Kommunikation neugestaltet und lokale Demokratie neu definiert werden. Zusammenfassend: Friedenskultur ist erneut und neu zu lernen.