Publikation zum Heidefriedhof Dresden: Vom »Memorialkombinat« zum »Lernort«?

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Heidefriedhof Dresden: 3D-Modell der Memorialanlagen, Zustand 1964. (Modell: Matthias und Ilja Neutzner)

Der Dresdner Heidefriedhof als konflikthafter Erinnerungsort

Seit mehr als einem Jahrzehnt engagiert sich unsere Gruppe dafür, dass der Dresdner Heidefriedhof als Erinnerungsort von überragender Bedeutung in verantwortlicher Weise genutzt wird. In einer von uns initiierten Arbeitsgruppe der AG 13. Februar beim Dresdner Oberbürgermeister haben wir seit dem Jahr 2012 versucht, Kenntnisse über die Geschichte der Memorial- und Grabanlagen zu vermitteln, für Sensibilität bei der Nutzung zu werben und den Friedhof als Lernort zu thematisieren.

Dies schloss konfliktreiche Diskussionen um die alljährliche Gedenkzeremonie der Landeshauptstadt Dresden am 13. Februar, dem Jahrestag der Luftangriffe auf Dresen 1945, ein. Das von den städtischen Verantwortlichen in Inhalt und Form bis dahin kaum reflektierte Ritual geriet Jahr für Jahr mehr in die öffentliche Kritik, wurde es doch von geschichtsrevisionistischen Gruppen instrumentalisiert und von der Dresdner Bevölkerung kaum noch besucht. Dennoch war es bis zum Februar 2014 lediglich möglich, punktuelle Änderungen im Ablauf zu erreichen. Vor dem 13. Februar 2015 gab die Dresdner Stadtverwaltung die regelmäßig misslingende Zeremonie schließlich auf. Seither sind es bürgerschaftliche Initiativen, die den Erinnerungsort an verschiedenen Gedenktagen thematisieren – so unsere Gruppe (gemeinsam mit DenkMalFort e.V.) am 13. Februar 2015 mit einer Kunstaktion »Orte des Friedens«.

Parallel dazu arbeitet eine Gruppe Dresdner Wissenschaftler/innen und Aktivisten gemeinsam mit Vertretern der Stadtverwaltung daran, das Potenzial des Heidefriedhofs und seiner Memorialanlagen als »Lernort« für die historisch-politische Bildung zu diskutieren und zu erschließen. Sie werden dabei organisatorisch von der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung unterstützt. MEMORARE PACEM ist in dieser Gruppe durch Matthias Neutzner vertreten.

Neue Publikation zur Geschichte und Zukunft der Memorialanlagen

Seit wenigen Tagen liegen nun erste Ergebnisse intensiver Forschungen der vergangenen Jahre vor: In der Publikation »Historische Friedhöfe in Deutschland«, herausgegeben vom Bund Heimat und Umwelt, zeichnet Matthias Neutzner die Entstehungs- und Nutzzungsgeschichte der Memorialanlagen auf dem Dresdner Heidefriedhof nach. Darüber hinaus werden Potenziale und methodische Ansätze diskutiert, die Grab-, Gedenk- und Gartenanlagen für die historisch-politische Bildung zu erschließen und damit den Erinnerungsort Friedhof unter demokratischen Vorzeichen zum »Lernort« werden zu lassen.

Bibliographische Angaben

Matthias Neutzner: Vom »Memorialkombinat« zum »Lernort«? Der Dresdner Heidefriedhof als Beispiel für die konflikthafte Neuorientierung im öffentlichen Umgang mit historischen Grabanlagen. In: Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (Hrsg.): Historische Friedhöfe in Deutschland. S. 70–85. Bonn 2016.

Bezugsmöglichkeiten

Die Publikation kann kostenfrei beim Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (BHU) bezogen werden:
E-Mail: bhu@bhu.de, Internet: www.bhu.de.