Der 13 .Februar ist ein Tag, an dem der Weg in die Zukunft über die Erinnerung führt. Wir erinnern an die Würde, die Kostbarkeit und die Unverletzlichkeit des Menschen. In die Trauer über eigenes Leid mischt sich Scham und Schuld über unsägliches Leid, das in deutschem Namen über andere gekommen war. Indem wir uns dieser Geschichte stellen, bekennen wir uns zur Aufgabe, eine menschliche Gemeinschaft aufzubauen, in der das Kriterium für wahre Gerechtigkeit die Solidarität mit dem schwächsten Glied ist; sei es nah oder fern.
Das Zitat ist einer Rede von Christof Ziemer entnommen, die er am 13. Februar 1990 auf dem Dresdner Altmarkt hielt. Es fasst das Verständnis derjenigen zusammen, die seit dem Anfang der 1980er Jahre in Dresden um ein verantwortliches Erinnern jenseits staatlicher Instrumentalisierungen bemüht waren. Diesen Grundsätzen fühlen wir uns bis heute verpflichtet.
Dresden 1945. Diese im Feuersturm verformte Glasflasche wurde im Brandschutt des Hauses Altenzeller Straße geborgen. Die Erinnerung an die traumatische Katastrophe der alliierten Luftangriffe auf Dresden im Februar 1945 ist tief in die Biografien der Betroffenen und unserer Stadt eingebrannt. Für die Überlebenden stand danach fest: »Hauptsache kein Krieg!« Vor dem Hintergrund dieser Erfahrung engagiert sich unsere Gruppe für Frieden, Demokratie und Menschenrechte.
Wielun 1939. In der ersten Nacht des Zweiten Weltkrieges zerstörten deutsche Flugzeuge die polnische Kleinstadt Wielun. Überlebende dieses Angriffs waren mehrfach unsere Gäste in Dresden – unter ihnen Eugeniusz Kolodziesczyk, der uns diese Plastik übergab. Solidarität und gemeinsames Engagement verbindet unsere Gruppe mit Betroffenen von Krieg und Gewalt in Europa, Israel und den USA.
Dresden 1945. Der Eintrag auf der »Lebenszeichen«-Karte vom . Februar bilanziert knapp: »Alle drei leben. Stadt weg.« In Dokumenten wie diesem, in zahlreichen Interviews und Berichten sowie Hunderten Fotografien dokumentiert unser Archiv die Biografie der Dresdner und unserer Stadt im Zweiten Weltkrieg. Unsere Forschungen richten sich dabei auch auf die Schuld Dresdens an nationalsozialistischen Verbrechen und Krieg.
Gernika 1937. Luis Iriondo aus Gernika schuf dieses Gemälde seiner zerstörten Stadt. Mit ihm und weiteren Überlebenden des deutschen Bombardements vom April 1937 verbindet uns fast ein Jahrzehnt intensiver Begegnungen und gemeinsamer Aktionen.
Dresden 1945. Der Ring wurde der damals 12-jährigen Anita John am 14. Februar 1945 übergeben, als sie ihre toten Eltern identifizierte. Er gehörte ihrem Vater. Die Eltern waren im Keller eines Hauses in der Zöllnerstraße erstickt. Anita hatte als Einzige im Keller überlebt. Heute, als Mutter und Großmutter, setzt sich Anita John zusammen mit den Mitgliedern und Freunden unserer Gruppe für Begegnung zwischen Menschen, für Versöhnung und Toleranz ein.
Coventry 1940. Im Zweiten Weltkrieg mussten Hunderttausende britische Kinder ihre Eltern verlassen, um der Gefahr durch deutsche Bomben zu entgehen. Die teils jahrelange Trennung wurde für viele von ihnen zur prägenden, oft traumatischen Kriegserfahrung. Diesen Evakuierungskoffer sahen wir während einer Diskussion über Friedenspädagogik im Herbert Museum in Coventry. 1940 wurde Coventry durch deutsche Luftangriffe schwer zerstört. Von der Stadt ging dennoch unmittelbar danach eine Botschaft der Versöhnung aus. Diese Botschaft richtete sich bald nach Kriegsende auch auf Dresden.
Dresden 1945. Den Prozellanteller fand die 13-jährige Nora Lang im Frühjahr im Keller ihres ausgebrannten Elternhauses in der Holbeinstraße. Das Rosendekor an einer Seite des Tellers war in der Hitze des Brandes schwarz geworden; die andere Seite, unter dem Schutt der Kellerwände begraben, blieb vor Hitze geschützt. Nora übergab den Teller im Jahr 1999 im baskischen Gernika als persönliches Geschenk an Überlebende des deutschen Bombardements von 1937. Als Zeichen der Versöhnung erhielt der Teller einen hohen symbolischen Wert. Er ist heute im Friedensmuseum in Gernika ausgestellt.
Dresden 2005. Im Jahr 2005 kam die Rose vom Teller in Gernika zurück nach Dresden. Auf Vorschlag einer Dresdner Überlebenden wurde sie zum Symbol des Gedenkens in unserer Stadt. Das Zeichen von Leben und Versöhnung erhielt mit der Farbe der »Weißen Rose« der Geschwister Scholl eine weitere Dimension: Es wurde nun auch zum Symbol des Widerstands gegen die Instrumentalisierung des Erinnerns durch rechtsextreme und geschichtsrevisionistische Gruppen. Zehntausende weiße Rosen in Dresden und an anderen Orten dokumentieren seither ein Engagement für Frieden und Versöhnung, gegen Rassismus, Krieg und Gewalt.