6. bis 15. Februar 2020 | DRESDEN IM FEBRUAR. Erinnern mit Zukunft?

Ausstellung und Gesprächsreihe
aus Anlass des 75. Jahrestags der Luftangriffe auf Dresden

> Veranstaltungsprogramm siehe unten

Alljährlich am 13. Februar sind wir Dresdnerinnen und Dresdner besonders intensiv mit der Vergangenheit unserer Stadt beschäftigt. Das ist nicht ungewöhnlich: An jedem Ort gibt es solche Fixpunkte für das gemeinsame Erinnern. Schließlich ist es uns Menschen wichtig zu wissen, was die Gemeinschaft, in der wir leben, ausmacht. Wir wollen uns bewusst werden, woher wir kommen. Und wir müssen uns einigen, wohin wir wollen.

Gemeinsames Innehalten im Lauf der Zeit – in Dresden geschieht dies vor allem am Jahrestag der Luftangriffe auf die Stadt im Februar 1945. Jahr für Jahr wird an diesem Tag an das Leid des Krieges erinnert. An die Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschland, die in die Katastrophe führten. An die menschlichen und kulturellen Verwüstungen, die die Gewalt hinterließ. An die Verantwortung der Dresdnerinnen und Dresdner jener Zeit für Diktatur, Völkermord und Krieg. An ihre immer wieder neuen, alltäglichen Entscheidungen, die sie angesichts des Unrechts zu mutigen Aufrechten, zu schweigenden Zuschauern oder zu willigen Tätern werden ließen. Vor allem auch: An die Betroffenen von Holocaust, Gewalt, Unterdrückung und Zerstörung in unserer Stadt.

Dabei bleibt der 13. Februar ein herausforderndes Erinnerungsdatum: Auch 75 Jahre nach den Ereignissen muss unsere Stadt immer wieder an einem souveränen und verantwortungsvollen Umgang mit der Vergangenheit arbeiten. Seit 1945 wird das Gedenken an die Luftangriffe für konträre politische Zwecke verwendet. Dies ließ den Stadtnamen zu einem international bekannten Geschichtssymbol werden. Der 13. Februar in Dresden wurde zur Bühne, auf der sich alljährlich unterschiedliche Gruppen mit oft kontroversen Interessen öffentlich auf die Vergangen-heit beziehen. All dies geschieht in einer emotional aufgeladenen Atmosphäre und im Schein-werferlicht der Medien.

Hat dieses Erinnern Zukunft? Wozu und woran erinnert Dresden alljährlich im Februar? In unserer vielfältigen, demokratischen Stadtgesellschaft gibt es viele Antworten auf Fragen wie diese. Wenn Vergangenheit für die Zukunft bedeutsam sein soll, dann muss sie immer wieder neu auf ihre Relevanz befragt, immer wieder erzählt und immer wieder gedeutet werden. Anderenfalls gerät das öffentliche Erinnern zum bedeutungslosen Ritual oder zur unbemerkten Manipulation. So sollte die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit vor allem Begegnung und Dialog bedeuten. Begegnung zwischen Menschen, die Geschichte in unterschiedlicher Weise inter-pretieren. Dialog zwischen den Gruppen, die im Rückgriff auf Vergangenheit unterschiedliche Anliegen verfolgen. Ihre Vielfalt ist wichtig und willkommen – allerdings nur dann, wenn das gemeinsame Erinnern auf eine menschenwürdige, friedliche und demokratische Stadtgesell-schaft zielt.

Die Ausstellung und Gesprächsreihe DRESDEN IM FEBRUAR thematisiert die vielfältigen, demokratischen und verantwortungsvollen Erinnerungskulturen unserer Stadt. In der Ausstellung kommen unterschiedliche Personen, Initiativen und Institutionen zu Wort. Sie berichten, warum sie sich mit der Vergangenheit der Stadt auseinandersetzen und welche Aspekte ihnen dabei besonders wichtig sind. Die Gesprächsreihe ermöglicht die Begegnung und den Dialog dieser Erinnerungskulturen: In vielfältigen Konstellationen und Kooperationen wird der Umgang mit Geschichte im Gespräch thematisiert. Nach dem Auftakt mit sieben Veranstaltungen im Februar 2020 soll das monatliche »Freitagsgespräch zum Dresdner Erinnern« in der Dresden-Lounge der Zentralbibliothek die Selbstverständigung über das Jahr hinweg fortsetzen.

Hat das Dresdner Erinnern im Februar eine Zukunft? Die Chance liegt in der Begegnung, im Austausch und im wertschätzenden Streit um Deutungen der Vergangenheit und Konsequenzen für die Zukunft. Schließlich wurzelt offene, friedliche, demokratische und zukunftsorientierte Stadtgesellschaft breit und vielfältig in der Vergangenheit.


Veranstaltungen 6. bis 15. Februar 2020

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Ausstellung DRESDEN IM FEBRUAR: ERINNERN MIT ZUKUNFT?

6. bis 15.Februar 2020 Ausstellung zu den Öffnungszeiten Montag bis Samstag, 9:30 bis 20 Uhr

6. Februar 11 Uhr: Ausstellungseröffnung. Konzert
mit Pädagogen des Dresdner Kinderorchesters MUSAIK
(11 Uhr Pressegespräch, 12 Uhr Diskussion der Vertreter*innen der in der Ausstellung vorgestellten Initiativen und Institutionen mit Dresdner Schülerinnen)

Die Ausstellung zeichnet die Geschichte des öffentlichen Erinnerns an die Luftangriffe auf Dresden im Februar 1945 nach. Vor diesem Hintergrund wird die Frage nach dessen Zukunft gestellt: Aussagen von Vertreterinnen und Vertretern der vielfältigen Erinnerungskulturen geben Hinweise auf die damit verbundene Verantwortung, auf Chancen und Schwierigkeiten dieser Zukunftsaufgabe.

Ort: Centrum Galerie Dresden, Prager Straße 15–17, Veranstaltungsfläche im Erdgeschoss
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag, 9:30 bis 20 Uhr
Veranstalter: MEMORARE PACEM in Kooperation mit der Centrum Galerie Dresden, dem Panometer Dresden, Dresdner Kinderorchester MUSAIK und der Sächsischen Zeitung


Rundfahrt im #WOD-Bus: DRESDEN IM FEBRUAR: WORAN ERINNERN WIR?

Donnerstag, 6. Februar, und Samstag, 8. Februar 2020, jeweils 18 Uhr

Eine zweistündige Rundfahrt zu Dresdner Orten, die von unterschiedlichen Perspektiven des Erinnerns erzählen.

Abfahrt: vor dem Kulturpalast, Altmarkt Dresden

Veranstalter: #WOD Netzwerk weltoffenes Dresden und MEMORARE PACEM


Geschichte machen. Lernende im Gespräch

Freitag, 7. Februar 2020, 20 Uhr

Filmprojekt. Musik. Ausstellung. Gespräche: Schüler*innen des Gymnasiums Dresden-Bühlau erkundeten in den Gedenkanlagen des Dresdner Heidefriedhofs »wie Geschichte gemacht wird«. Ihre vom Bundespräsidenten ausgezeichnete Videoarbeit setzt sich mit der politischen Nutzung von Vergangenheit auseinander – einem Thema, das auch in der Gegenwart hohe Relevanz besitzt. Vor dem 75. Jahrestag der Luftangriffe auf Dresden sollen die Filme der Jugendlichen Anstoß für Gespräche sein. Wir möchten über Erinnern und Vergessen, über Vergangenheit und Zukunft reden.

Ort: Kulturkirche Weinberg Dresden-Trachenberge, Albert-Hensel-Str. 3

Veranstalter: In Zusammenarbeit mit Kulturkirche Weinberg Dresden-Trachenberge e.V. und Jugend- und Kulturprojekt e.V.


Identität. Stadtbilder im Gespräch
Ausstellungseröffnung und Podiumsdiskussion

im Rahmen der Ausstellung Dresden – vier Zeiten, vier Ansichten vom 7. Februar bis 31. August

Freitag, 7. Februar 2020, 19 Uhr
Ausstellungseröffnung und Podiumsdiskussion

Im Panometer Dresden bildet die aktuelle Installation DRESDEN 1945 den Rahmen für eine vertiefende Ausstellung: Dresden – vier Zeiten, vier Ansichten thematisiert nicht nur den Wandel des Stadtbildes, sondern ihr sich ebenfalls wandelndes Selbstbild: Was macht die Identität der Stadt im Wechselspiel von Geschichte und Stadtraum aus? Autor Peter Ufer diskutiert darüber mit Corinne Miseer, Geschäftsführerin der Dresden Marketing GmbH, mit dem Panometer-Schöpfer und Architekten Yadegar Asisi, dem ehemaligen Innenminister Gerhart Baum sowie dem Filmemacher Ernst Hirsch.

Ort: Panometer Dresden, Gasanstaltstraße 8b

Veranstalter: Panometer Dresden und Sächsische Zeitung


Bewahrung der Schöpfung. Engagierte im Gespräch Dokumentationen, Podiumsdiskussion und Gespräche

Dienstag, 11. Februar 2020, 19 Uhr

Das Erinnern an die Luftangriffe auf Dresden im Februar 1945 ist über Jahrzehnte hinweg in vielfältiger Weise Ausgangspunkt für zivilgesellschaftliches Engagement gewesen. Auch die »Ökumenische Versammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung in der DDR« nahm am Ende der 1980er Jahre den symbolhaften Dresdner Jahrestag mehrfach zum Anlass, um die gemeinsame Verantwortung für die Gesellschaft zu diskutieren. Welche Relevanz hat diese Erfahrung in der Gegenwart?

Gesprächspartner*innen:

  • Annemarie Müller
    (ehemalige Leiterin des Ökumenischen Informationszentrums Dresden / engagiert in der christlichen Friedensbewegung der 1980er Jahre)
  • Gisela Merkel-Manzer
    (Ev.-Luth. Pfarrerin in Sankt Markus, Dresden-Pieschen)
  • Christiane Quincke
    (Ev.-Luth. Dekanin aus Pforzheim)
  • Yusuf Sengün
    (Ditib, Mitglied im Bündnis Interreligiöses Deutschland)
  • Thomas Arnold
    (Leiter der Katholischen Akademie in Dresden)

Moderation: Oliver Reinhard (Sächsische Zeitung)
Einführung: Matthias Neutzner (MEMORARE PACEM)

Ort: Garnisonkirche St. Martin Dresden, Stauffenbergallee 9

Veranstalter: MEMORARE PACEM in Kooperation mit St.-Franziskus-Xaverius-Gemeinde Dresden-Neustadt und der Sächsischen Zeitung.


Frieden. Generationen im Gespräch
Begegnung, Texte und Gespräche

Mittwoch, 12. Februar 2020, 14 Uhr

Zum 17. Mal sind ältere Menschen, die Nationalsozialismus, Krieg und Zerstörung in Dresden erlebt haben, eingeladen, ihre Lebenserfahrungen mit Jüngeren zu teilen. Im Zentrum steht ihr Appell »Nie wieder Krieg«. Was bedeutet diese Erfahrung heute? Finden wir im Erinnern Werte, Orientierung und Vorbilder für eine Kultur des Friedens?

Ort: Kulturpalast Dresden, Altmarkt, Foyer der Zentralbibliothek

Veranstalter: MEMORARE PACEM in Kooperation mit der Initiative gesprächsbereit, den Städtischen Bibliotheken Dresden und der Sächsischen Zeitung


Erzählungen. Medien im Gespräch
Podiumskiskussion, Podcast und Gespräch

Mittwoch, 12. Februar 2020, 17 Uhr

Damit Vergangenheit zur gemeinsamen Geschichte wird, muss sie immer wieder erzählt werden. Eine zentrale Rolle spielen dabei Medien: In Rund-funk und Fernsehen, in Zeitungen und Zeitschriften, in den vielfältigen sozialen Medien wird täglich Vergangenheit thematisiert. Die dort angebotenen Erzählungen und Deutungen beeinflussen vielfältig, wie sich Menschen individuell und als Gruppe erinnern. Am Beispiel Dresdens diskutieren Medienmacher*innen und Mediennutzer*innen diese Wechselwirkungen.

Gesprächspartner:

  • Matthias von Hellfeld (Deutschlandfunk NOVA)
  • Stefan Wiegand (MDR.1 Radio Sachsen)
  • Michael Beverunge (Leiter ZDF-Studio Dresden)
  • Oliver Reinhard (Sächsische Zeitung)

Moderation: Matthias Neutzner.

Ort: Kulturpalast Dresden, Altmarkt, Foyer der Zentralbibliothek

Veranstalter: MEMORARE PACEM in Kooperation mit der Sächsischen Zeitung und Deutschlandfunk NOVA »Eine Stunde History«.


Volker Weidermann: Das Buch der verbrannten Bücher
Lesung

Mittwoch, 12. Februar 2020, 19:30 Uhr

Die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933: Wie es dazu kam, welche Bücher verbrannt wurden und was mit den Autoren geschah. Volker Weidermann erzählt, wie dieser Tag verlief, an dem es trotzig regnete, er erzählt von dem Bibliothekar Herrmann, der die Urliste aller Listen erstellte, nach denen dann die Scheiterhaufen bedient wurden, und er erzählt von den Werken und ihren Autoren – und davon, wie willfährige Buchhändler und Bibliothekare die Bücher aus ihren Regalen entfernten, so gründlich, dass viele Werke und Autoren danach nicht wieder zum Vorschein kamen. Das Ergebnis sind über 100 Lebens- und Werkgeschichten von Schriftstellern, darunter neben Klassikern wie Kästner, Tucholsky, Zweig, Brecht und Remarque auch völlig vergessene wie Rudolf Braune, ausländische Autoren wie Ernest Hemingway, und sehr viele, wie z.B. Hermann Essig, die unbedingt wiedergelesen werden sollten. Ein Buch über Bücher, Schicksale und ein Land, in dem zuerst Bücher verbrannt wurden und dann Menschen.

Moderation: Tino Dallmann

Beginn: 19:30 Uhr
Veranstaltungsort: Zentralbibliothek, Veranstaltungsraum 1. OG, Schloßstraße 2, Tel. 8 64 82 33
Eintritt: 9 €, ermäßigt 6 € mit gültigem Benutzerausweis, Tickets online oder am Ticketschalter der Herkuleskeule im EG des Kulturpalastes


Miteinander. Nachbarn im Gespräch
Film DRESDEN REFUGE und Gespräch

Donnerstag, 13. Februar 2020, 19 Uhr

Am 13. Februar 2016 beobachteten spanische Filme-macher das Erinnern der Dresdnerinnen und Dresdner an das Leid des Jahres 1945. Zur selben Zeit trafen geflüchtete Menschen auf sehr unterschiedliche Reaktionen der Stadtgesellschaft, die von Solidarität und Unterstützung bis zu Ablehnung und Gewalt reichten. Der Film DRESDEN REFUGE zeigt, wie kollektives Erinnern entgegengesetzte Haltungen und Konsequenzen motivieren kann. Vier Jahre später sind Geflüchtete das Jahres 2016 zu Nachbarn in der Dresdner Johannstadt geworden. Der Abend lädt zu Austausch und zu gemeinsamen Erinnern ein: Welche Erfahrungen in der Vergangenheit benötigen wir für ein gutes Miteinander in unserer Stadt?

Ort: Johannstadthalle, Holbeinstraße 68, Dresden

Veranstalter: MEMORARE PACEM in Kooperation mit der JohannstadtHalle e.V., der Initiative gesprächsbereit, dem Ausländerrat Dresden, der Wohnungsgenossenschaft Johannstadt eG und der Sächsischen Zeitung


Rückwärts lesen. Das Freitagsgespräch zum Dresdner Erinnern
Lesung und Gespräch

Freitag, 14. Februar 2020, 17 Uhr

RÜCKWÄRTS LESEN ist ein monatliches Angebot an Lesende, Zuhörende und Denkende: In der inspirierenden Atmosphäre der Dresden-Lounge der Zentralbibliothek im Kulturpalast gibt jeweils ein literarisches Werk den Anstoß, über die historischen Fundamente und die Perspektiven unserer Stadt zu diskutieren.

Den Auftakt für das Freitagsgespräch zum Dresdner Erinnern geben Karin Großmann und Matthias Neutzner mit einer Lesung aus dem Essay Schreiben als Widerstehen von Günter Jäckel (2005 erschienen). Private Briefe und Postkarten aus den Wochen nach dem 13. Februar 1945 zeigen die Widersprüchlichkeit der in Leid, Zerstörung und Verbrechen gefangenen Stadt.

Ort: Zentralbibliothek im Kulturpalast Dresden, Dresden-Lounge, Schloßstraße 2

Veranstalter: MEMORARE PACEM in Kooperation mit den Städtischen Bibliotheken Dresden und der Sächsischen Zeitung