»Orte des Friedens« war gleichermaßen die Überschrift über dem »11. Treffen der Generationen zum 13. Februar« wie Leitmotiv für alle gemeinsamen Aktivitäten des Tages. Die folgenden Impressionen sollen einen Eindruck von Inhalt und Atmosphäre des Tages vermitteln.
11. Treffen der Generationen zum 13. Februar
Im Festsaal des »Hauses der Kirche« in der Dresdner Neustadt versammelten sich am Vormittag des 13. Februar 2015 mehr als 150 Menschen aller Generationen aus Dresden, Deutschland, Europa und der Welt. Gemeinsam erinnerten sie an NS-Diktatur und Zweiten Weltkrieg, an Leid und Verantwortung. Im Mittelpunkt aber standen die Friedenserfahrungen in den Biografien der Älteren und Jüngeren: Wo finden wir die »Orte des Friedens«? Was können wir tun, um für eine »Kultur des Friedens« einzutreten?
Aus der einleitenden Ansprache
»Wir sind heute zu einem neuerlichen ›Treffen der Generationen zum 13. Februar‹ versammelt. Es findet zum elften Mal statt. Von Anbeginn an war es nicht allein ein Wiedersehen der Älteren untereinander, sondern eine Begegnung aller Generationen unserer Stadt. Das muss so sein: Wie fruchtlos wäre unser Erinnern, wenn die Erfahrungen der Vergangenheit bei denen verbleiben würden, die sie machten? Andererseits: Was sind uns diese Erinnerungen, diese Erfahrungen heute noch wert? Wen gehen sie noch an? Wozu rufen wir sie ab? Diese Fragen zu diskutieren, das ist eine gemeinsame Aufgabe der Älteren und Jüngeren. Sie braucht Begegnung, gegenseitiges Zuhören und gemeinsames Nachdenken.
Und so möchte ich Sie alle – alt und jung – willkommen heißen: Zuerst diejenigen unter Ihnen, die das Jahr 1945 erlebten. Wir sind dankbar dafür, dass Sie die Mühe auf sich genommen haben, trotz teils weiter Anreise und trotz der Beschwerlichkeiten des Alters diesen Tag mit uns zu verbringen. Ein herzliches Willkommen auch Ihren Angehörigen und Freunden, die Sie heute begleiten! Ein herzliches Willkommen allen Gästen – aus unserer Stadt, aber auch aus zahlreichen weiteren Orten Deutschlands, Europas und der Welt!
Meine Damen und Herren, wenn wir an das Leid im Dresden des Jahres 1945 erinnern, dann wissen wir: Unter diesem verbrecherischen, deutschen Krieg, unter der Ideologie, die ihn möglich machte, haben Hunderte Millionen Menschen in vielen Ländern gelitten. Wir wissen auch, dass sich solches Leid bis in die Gegenwart wiederholt. Noch heute sterben jeden Tag irgendwo in der Welt Menschen durch Krieg und Gewalt. Wenn wir uns an Dresden 1945 erinnern, dann gilt unser Mitgefühl auch den Kindern und Erwachsenen von Gernika und Wielun, von Lidice und Ouradur, von Auschwitz und Theresienstadt und den ungezählten anderen Orten, die Holocaust, Völkermord und Krieg erleben mussten. Wir denken aber auch an die leidenden Menschen heute – etwa in Syrien, in der Ukraine, in Palästina oder in den Bürgerkriegsländern Afrikas.
Unser Treffen trägt den Titel ORTE DES FRIEDENS. Warum dies, wo wir doch an einem Jahrestag wie diesem an Diktatur, an Krieg und an Leid erinnern? Warum dies, wo doch auch heute an vielen Stellen in unserer Gesellschaft, in unserer näheren und ferneren Welt, immer noch und immer wieder Unfrieden, gar Gewalt und Krieg zu beklagen sind? Das genau ist der Grund. Wir wissen aus unzähligen Gesprächen, dass den Überlebenden des 13. Februar 1945 in den Jahrzehnten danach vor allem eines wichtig war – die Botschaft ›Nie wieder Krieg‹. Dieser Aufruf hat – leider – an Aktualität nicht verloren. Und wir möchten ihn in unserem Erinnern bekräftigen. Siebzig Jahre nach dem Ende eines verbrecherischen Krieges wollen wir deutlich machen, dass unser Erinnern ein Ziel hat: Frieden. Eine Kultur, in der darauf verzichtet wird, Konflikte mit Gewalt zu lösen – auf der großen Bühne der Welt genauso wie auf der kleineren unseres unmittelbaren Alltags. Wir wissen aber, dass nur dann dauerhaft Frieden sein kann, wenn die Rechte eines jeden Menschen gewahrt bleiben – heutige wie zukünftige, materielle wie kulturelle und soziale, die der Hiesigen und die der Fremden. Wenn wir Frieden fordern, wenn wir uns für eine Kultur des Friedens einsetzen, dann muss dies immer Engagement für Menschenrechte sein.
Aber: Was können wir tun – ganz konkret, dort wo wir zu hause sind, in unseren Städten? Sind wir nicht ohnmächtig angesichts der großen Probleme, auf die es offenkundig keine einfachen Antworten gibt? Meine Damen und Herren, Fragen wir diese haben sich an den vergangenen zwei Tagen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines internationalen Kolloquiums gestellt, dem wir den Titel gaben ›Der Friede der Städte‹. Gemeinsam mit Menschen aus 15 Städten Europas und aus Japan – unter ihnen Bürgermeister, Mitarbeiter von Stadtverwaltungen, Vertreter bürgerschaftlicher Initiativen – konnten wir mit einer Vielzahl von beeindruckenden Beispielen und Erfahrungen deutlich machen: Ja, um eine Kultur des Friedens müssen wir uns zuerst in unseren Städten bemühen. Und: Wenn wir all unsere Leidenschaft und Kreativität, unser Wissen und unsere Kultur einsetzen, wenn wir uns verbünden, dann ist es möglich, auf dem Weg des Friedens voran zu kommen.«